Vor 37 Jahren: Gründung Ingolstädter Verkehrsgesellschaft - Vom Start weg auf Wachstumskurs
-
Markus -
17. Oktober 2024 um 10:00 -
523 Mal gelesen -
0 Antworten
Die Statistik ist beeindruckend: Seit die Ingolstädter Verkehrsgesellschaft (INVG) 1987 gegründet wurde, steigen Jahr für Jahr mehr Kunden in die Busse des Unternehmens. Waren es im ersten Jahr gerade einmal 14,5 Mio Fahrgäste, so waren es 1990 24,5 Mio und vier Jahre später 41,1 Mio. 1998 haben rund 52,3 Mio Einwohner aus Ingolstadt und Umgebung die Busse genutzt – mehr als 3,6 Mal so viele wie im Startjahr. Das Rezept für den Erfolg: ein ständig erweitertes Busnetz, Verdichtung des Taktes, moderne Fahrzeuge, ein Busbeschleunigungsprogramm und ein kundengerechtes Tarifangebot. Und mit einem Kostendeckungsgrad von etwa 70 Prozent steht der Nahverkehr auch wirtschaftlich gut da.
Noch Mitte der sechziger Jahre betrieb der private Kraftverkehr Bayern GmbH den Linienverkehr eigenverantwortlich mit 30 Bussen. Die Gebietsreform im Jahre 1972 brachte der Stadt einen Flächenzuwachs von rund 150 Prozent und 16.000 neue Einwohner. Teile des neu hinzugekommenen Stadtgebietes wurden von drei Busunternehmen bedient. Auf Initiative des Stadtrates begann 1973 eine Zusammenarbeit zwischen diesen Privatunternehmen. Es kam zur Tarifangleichung und 1979 zur Gründung einer Verkehrskooperation. Später wurde auch eine Buslinie der Bundesbahn einbezogen.
Damit war es aber nicht getan. Im Juli 1985 beauftragte der Stadtrat ein Beratungsunternehmen mit der Überarbeitung des Liniennetzes. Es sollte so auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert werden. Das Angebot der vier unternehmen sollte koordiniert und angepasst werden. Wichtig vor allem: Das Nahverkehrsangebot sollte ohne nennenswerte Kostensteigerung verbessert und erweitert werden. Durch eine Straffung der Linienführungen wollte man die Reisezeiten verkürzen und das Nahverkehrsangebot dadurch attraktiver gestalten. Die Umsetzung des Konzeptes erfolgte im Herbst 1987.
Die Gründung der INVG
Die Neuordnung des Liniennetztes 1987 kann als der „große Wurf“ bezeichnet werden. Bereits im März 1988 war die Fahrgastzahl bei 18614 (Vorjahr 14535) je Werktag angelangt. Die positive Entwicklung beflügelte den Stadtrat, im Herbst 1988 die INVG zu gründen. Die INVG ist eine 95prozentige Tochter der Stadt Ingolstadt. Sie nimmt alle erforderlichen planerischen und organisatorischen Aufgaben zentral wahr, unter anderem konzeptionelle Verkehrsplanung, Planung des betrieblichen Leistungsangebotes, Gestaltung der Fahrpläne, Abstimmung und Festlegung betrieblicher Details, Gestaltung und Fortschreibung des Tarif- und Abrechnungssystems, Durchführung der Öffentlichkeitsarbeit sowie Beschaffung und Wartung der notwendigen Infrastruktur. Die privatwirtschaftliche Betriebsform gestattet es der Stadt Ingolstadt, auf verkehrspolitische Erfordernisse schnell und konsequent zu reagieren. In den Folgejahren wurden mit bislang 15 kommunalen Gebietskörperschaften im Umland Ingolstadts Verkehrsbedienungsverträge abgeschlossen, die die Modalitäten der ÖPNV-Bedienung im jeweiligen Gebiet festlegen.
Bereits zum 1. November 1989 konnte die INVG eine Erweiterung des Verkehrsgebiets erreichen. Mit dem Markt Gaimersheim, dem Markt Kösching, der Gemeinde Lenting, dem Markt Manching und der Gemeinde Wettstetten wurden fünf wichtige Nachbargemeinden der Stadt Ingolstadt in die INVG integriert.
Im Laufe des Jahres 1990 erfolgte wiederum eine umfassende Erweiterung des Verbundgebietes. Diesmal wurden gleich zehn Gemeinden in den Verbund neu aufgenommen. Innerhalb des Stadtgebietes erfolgten umfangreiche Ergänzungen im Fahrplanangebot. Im Dezember 1990 ist das erste elektronische Fahrscheindrucker-System eingerichtet worden. Die Gemeinden Egweil und der Markt Nassenfels haben den Verbund zum 1. November 1991 wieder verlassen, was aber wegen der geografischen Lage und der Einwohnerzahl nicht besonders ins Gewicht fiel. Dafür konnte die Gemeinde Großmehring als neuer Partner der INVG gewonnen werden.
Im Herbst 1995 wurden zwei neue Linien eingerichtet: Die Linie 12 in die Richard-Strauss-Straße und die Linie 41 zwischen der Römerstraße und der Wallensteinstraße. Beide Linien werden im 30-Minuten-Takt gefahren. Ein Jahr später wurde in Bayern der integrale Taktfahrplan auf der Schiene realisiert. Nun ist Ingolstadt im Stundentakt mit München, Augsburg, Nürnberg, Regensburg verbunden. Mit dem von der INVG angebotenen angenäherten Fünf-Minuten-Takt ist jederzeit eine Verknüpfung zwischen Bus und Zug gegeben.
Schichtende bei den Audi-Werken: Zur schnelleren Beförderung der dort Beschäftigen sind acht Schnellbuslinien eingerichtet worden.
Weiter auf der Erfolgsspur
Locker und unterhaltsam präsentiert sich die Kundenzeitung „Haltestelle“ der INVG, die 1997 erstmals erschien. Mit jeweils 80.000 Exemplaren erhalten die Kunden fünf Mal im Jahr alle Informationen frei Haus. Dabei kann man nicht nur Neues über den Nahverkehr erfahren, hier findet der Kunde auch Informationen über das aktuelle Geschehen in der Stadt, wie beispielsweise Hinweise auf „Events“ und Veranstaltungen. Insbesondere bei geplanten Großveranstaltungen zeigt die Zeitung allen Bewohnern, wie man ohne Stress und Parkplatzsorgen zum Fest und wieder zurück gelangen kann: mit den Bussen der INVG.
Im Herbst 1997 wurde ein neues, vollelektronisches Bordcomputersystem zur LSA-Steuerung und Fahrscheinausgabe angeschafft. Die neuen Bordcomputer können die Ampeln entlang der Goethestraße anfunken und so dem Bus immer eine „Grüne Welle“ geben. Die Stadt Vohburg wird am 1. November 1997 als 15. Kommunale Gebietskörperschaft neuer INVG-Verbundpartner. Mit einer Party auf dem Stadtplatz wurde das Ereignis in Anwesenheit von viel politischer Prominenz und der Bevölkerung der Stadt gefeiert. Entsprechend den Bestimmungen des Bayerischen ÖPNV-Gesetzes wurden die Verkehrsbedienungsverträge auf die zuständigen Landkreise Eichstätt und Pfaffenhofen übertragen. Mit dem Beitritt der Stadt Vohburg gehören nunmehr aus dem Verdichtungsraum Ingolstadt nur noch die beiden Gemeinden Münchsmünster und Karlskron nicht zum INVG-Verkehrsgebiet.
Neben der räumlichen Verfügbarkeit bildet die Fahrtenhäufigkeit das wichtigste Kriterium für die Annahme des öffentlichen Nahverkehrsangebotes. Die INVG hat daher in den letzten Jahren – wo immer eine entsprechende Nachfrage bestand – die Takte verdichtet. Die meisten Linien verkehren nun im 15- oder 20-Minuten-Takt. Ohne vertaktetes Angebot verkehren vier Linien sowie die „Audi-Schnellbuslinien“ S1 bis S8. Die letztgenannten sind auf die Schichtzeiten der Audi-Werke abgestellt.
Druch die Konzentration des Liniennetzes auf die Innenstadt ergibt sich die größte Fahrtenhäufigkeit in der Nord-Süd-Achse durch die Altstadt, wo rechnerisch ein Zwei-Minuten-Takt angeboten wird. Aufgrund des am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) realisierten Zeitknotensystems, das zur Realisierung einer möglichst großen Zahl von Umsteigeverbindungen eingerichtet wurde, verkehren die Busse allerdings überwiegend nicht gleichmäßig, sondern pulkartig durch die Altstadt.
Mitten durch die Fußgängerzone Ingolstadt rollen die Busse der INVG und bringen die Fahrgäste so direkt an ihr Ziel
Schneller und besser
Mit dem Fahrplanwechsel 1998 wurden in Ingolstadt zusätzliche Busspuren eingerichtet. Neu ist die Anlage in der Münchener Straße zwischen Querspange und der Konrad-Adenauer-Brücke sowie auch in der Schutterstraße zwischen Rathausplatz und der Tränktorstraße. In der Münchner Straße wurde dabei jeweils der rechte Fahrstreifen in eine Busspur umgewidment. Am Ende der Spuren erhielten sie im jeweiligen Ampelbereich eine Vorrangschaltung und können so vor dem Individualverkehr über die Konrad-Adenauer-Brücke bzw. in Richtung Süden abfahren. Die Fahrzeit zwischen Zentralem Omnibusbahnhof und Hauptbahnhof konnte so auf unter zehn Minuten reduziert werden. Mit der erfolgten Inbetriebnahme der dritten Donaubrücke hat sich das Verkehrsaufkommen in der Schutterstraße wesentlich reduziert. Dadurch war es möglich, hier in Fahrrichtung Osten eine Busspur anzulegen. Sie ist Voraussetzung dafür, dass künftig Linien aus der stark belasteten Nord-Süd-Achse der City herausgenommen werden können. Auch diese Busspur bringt eine deutliche Verringerung der Fahrzeit. Die Busse erreichen nun zehn Minuten früher Mailing.
Im Herbst 1997 wurden nach 21 Uhr all die Buskurse gestrichen, auf denen weniger als fünf Fahrgäste gezählt wurden. Zwischen Sonntag und Donnerstag kam es so zur Streichung von zahlreichen Abendfahrten. Dies hat dazu geführt, dass an diesen Tagen bereits zwischen 19 und 21 Uhr die Fahrgastzahl um neun Prozent gesunken ist. Hieraus hat die INVG beim Fahrplanwechsel im Herbst 1998 die Schlüsse gezogen: Wer nachts nicht mehr mit dem Bus nach Hause fahren kann, der fährt abends auch nicht mit dem Bus in die Stadt hinein. Um die Abendfahrgäste zurückzugewinnen, wird jetzt Zwischen 21 und 1 Uhr ein Stundentakt geboten. Dies bedeutet, dass das Abendangebot wieder annähernd dem früheren Nachtverkehr entspricht.
Zu den weiteren Angebotsverbesserungen des Fahrplans 1998-1999-2000 gehört die Taktverdichtung der Linie 11 vom bisherigen 20- auf einen 15-Minuten-Takt. Die Linie 16 wurde zum Klinikum verlängert, die 21 in das Neubaugebiet Vogtfeld verlängert und die 25bedient weitere Ortsteile von Großmehring. Neu in das Angebot der INVG aufgenommen wird die Linie 9112 von Neuburg zum Zentralen Omnibusbahnhof. Diese Linie wird insbesondere währen der Hauptverkehrszeiten die westlichen Ortsteile auf direktem Wege mit dem Zentralen Omnibusbahnhof verbinden, sodass zu diesen Zeiten das zusätzliche Angebot eine schnellere Beförderung gewährleistet.