Nachtbusnetz

  • Demnächst findet in Ingolstadt die Bürgerwerkstatt II: Öffentlicher Verkehr, Fuß- und Radverkehr (Umweltverbund) statt. Ich nehme das zum Anlaß, hier einige Themen zur Diskussion zu stellen. Vielleicht lassen sich für den zukünftigen Ingolstädter Nahverkehr einige gute Ideen entwickeln.


    Um für einen Diskussionsansatz zu finden, stelle ich an den Beginn jedes Themas eine These. Die These muß nicht richtig oder falsch sein, sie muß auch nicht meine Meinung wiedergeben.


    Das Ingolstädter Nachtbusnetz sollte überdacht werden. Die monopolare Ausrichtung auf die Innenstadt wird den Bedürfnissen der Fahrgäste nur unzureichend gerecht. Viele Orte im Ingolstädter Umland werden gar nicht oder nicht bedarfsgerecht erreicht. Das Nachtbusnetz könnte verkleinert und um Rufbusse/Sammeltaxen/... erweitert werden.

    • Offizieller Beitrag

    Es wäre sinnvoller das Nachtliniennetz abzuschaffen und das Tagliniennetz bis in die Nacht beizubehalten. Die Fahrgäste müssen nicht mehr in Abhängigkeit von der Zeit denken, ob jetzt die Linie 40 noch fährt oder schon die N6.


    Auf den Linien, die in der Nacht nicht oder kaum gebraucht werden könnten einzelne Fahrten gestrichen werden oder durch Rufbusse/Sammeltaxen ersetzt werden.

  • Die Streckenführungen auf manchen Nachtlinien erscheinen nicht unbedingt immer sinnvoll, aber die Zusammenfassungen sind schon teilweise nötig.
    Ansonsten gilt: Durch Angebotsreduzierung oder Ersetzen durch Rufbusse senke ich eher die Akzeptanz. Denn eins ist doch klar: Wenn ein Jugendlicher oder Student abends in der Stadt ist und dann keine feste Nachtlinie hat, dann ruft er wenn er heim will, vielleicht nicht einen Bus an, sondern dann ruft er doch eher Eltern oder Freund/Freundin an um sich abholen zu lassen. Damit steigere ich den Individualverkehr und senke die Akzeptanz des Busverkehrs. Außerdem wo ziehe ich die Grenze - z B in den Ferien sind viele Nachtlinien auch unter der Woche oftmals recht gut besucht. Mache ich dann unterschiedliche Fahrpläne für Schulzeit und Ferien und stifte so Verwirrung für diejenigen Busnutzer, die nicht so bescheidwissen über Ferientermine oder ersetze ich das Ruf-Sammeltaxi durch einen "Ruf-Gelenkbus"?
    Fazit: Das Nachtliniennetz würde ich so beibehalten. Es ist sicher nicht 100%ig optimal organisiert und sicherlich auch teils defizitär, aber es ist ein verlässliches Angebot und holt somit schon Fahrgäste in den Bus, die ihn sonst vielleicht nie nutzen würden. Auch in größeren Städten wie Nürnberg oder München gibt es in manchen bevölkerungsschwachen Stadtteilen Buslinien, die nicht gut ausgelastet sind, aber wenn ich die streiche oder nur bedarfsorientiert fahren lasse, dann verliere ich Fahrgäste

  • Zitat

    Rufbusse senke ich eher die Akzeptanz


    Zitat

    nur bedarfsorientiert fahren lasse, dann verliere ich Fahrgäste


    Das ist zweifellos richtig. Aber durch die Verkleinerung des Angebots könnte ich vielleicht Kapazitäten für Rufbusse freibekommen. Ich kenne die Linie N1 nicht, aber fahren nach Irgertsheim, Dünzlau, Pettenhofen und Mühlhausen in der Nacht so viele Leute, daß man da das Angebot nicht durch einen Rufbus ersetzen könnte? Durch die Rufbusse, die nicht an einen festen Linienweg gebunden und deswegen schneller unterwegs sind, könnte man dann auch zusätzlich, Bergheim, Buxheim, Nassenfels, Egweil und Wolkertshofen in's Liniennetz einbinden. Vielleicht sogar Neuburg.


    Zitat

    dann ruft er wenn er heim will, vielleicht nicht einen Bus an, sondern dann ruft er doch eher Eltern oder Freund/Freundin an um sich abholen zu lassen


    Das mag stimmen. Aber es gibt anscheinend Städte, wo sich Rufbusse im Nachtverkehr doch bewährt haben.


    Zitat

    Verwirrung für diejenigen Busnutzer, die nicht so bescheidwissen über Ferientermine


    Meiner Erfahrung nach kennen sich die Nachliniennutzer deutlich besser im Nahverkehr aus als die normalen Tagesfahrgäste. Es muß natürlich auch alles entsprechen kommuniziert werden (z.B. Handyauskunft). Tatsächlich gibt es Städte, die ihre Fahrpläne mehrfach im Jahr anpassen (wenn auch nur in kleinerem Umfang). Die Fahrpläne an die Ferienzeiten (Schulen, Universitäten) anzupassen, ist auch teilweise üblich. Muß natürlich im Rahmen bleiben.


    Zitat

    ersetze ich das Ruf-Sammeltaxi durch einen "Ruf-Gelenkbus"


    Das ist eine Möglichkeit. Nicht unbedingt als Gelenkbus, aber den Rufbus an bestimmten Terminen auch ohne Ruf fahren zu lassen, wird in manchen Städten praktiziert.

  • könnte man dann auch zusätzlich, Bergheim, Buxheim, Nassenfels, Egweil und Wolkertshofen in's Liniennetz einbinden.


    Das wäre wünschenswert, aber das hängt von der Finanzierungsbereitschaft der Gemeinden ab, und die ist nicht sonderlich hoch. Egal ob Rufbus oder feste Verbindung, die müssten was zahlen, und das werden sie nicht tun, sie kriegen ja ihre Tagfahrten schon nicht voll. (Ich schreibe das jetzt mal hier rein, aber eigentlich wäre "Nahverkehr in den Umlandgemeinden" einen eigenen Topic und eine eigene These wert.) Das Interesse der (kleineren) Gemeinden im Umland am ÖPNV ist wirklich größtenteils unter aller Kanone. Das liegt sicherlich zum Einen an den hohen Kosten für den INVG-Beitritt, zum Anderen an den meist nicht ausgelasteten Fahrten (aber wie auch bei nur 1000 oder 2000 Einwohnern), aber auch an anderen Prioritäten für Investitionen seitens der Gemeinden. Egweil (Nassenfels?) waren nur mal kurzzeitig in der INVG, Hitzhofen ist schon seit 10 Jahren nicht mehr dabei, Buxheim subventioniert nur ein Teil der Fahrten, die restlichen laufen nach RBA-Tarif, Böhmfeld hat vorletztes Jahr die Hälfte des Fahrplans der Linie 55 weggekürzt (sein Defizit dadurch aber wahrscheinlich eher noch erhöht, weil die Fahrgastzahlen dadurch noch krasser eingebrochen sind). Andere wie Bergheim, Weichering etc waren nie in der INVG.
    Fazit: Bei Gemeinden, die schon am Tag nur 3 Fahrtenpaare bekommen und teilweise 5,- Euro für die Einzelfahrt zum ZOB zahlen (Hitzhofen) brauch ich nun wirklich nicht über ein Nachtliniennetz nachdenken