Verknüpfung der Verkehrsmittel

  • Demnächst findet in Ingolstadt die Bürgerwerkstatt II: Öffentlicher Verkehr, Fuß- und Radverkehr (Umweltverbund) statt. Ich nehme das zum Anlaß, hier einige Themen zur Diskussion zu stellen. Vielleicht lassen sich für den zukünftigen Ingolstädter Nahverkehr einige gute Ideen entwickeln.


    Um für einen Diskussionsansatz zu finden, stelle ich an den Beginn jedes Themas eine These. Die These muß nicht richtig oder falsch sein, sie muß auch nicht meine Meinung wiedergeben.


    Die Verknüpfung der Verkehrsmittel in Ingolstadt ist mangelhaft.


    Beispielsweise fehlt es an hochwertigen Fahrradabstellplätzen an Bahnhöfen und manchen Bushaltestellen (überdachte Fahrradständer, Fahrradboxen). Der Wechsel von Individualverkehr zu öffentlichem Verkehr ist unattraktiv.

  • Das stimmt.
    Es war einmal von einem geplanten P-R-Parkplatz in Hepberg die Rede, bei der für die Beschäftigten der AUDI AG, die aus dem nord- und nordöstlichen Landkreis Eichstätt kommen, sowie für Beschäftigte, die von weiter her über die BAB anreisen, eine Umsteigemöglichkeit vom Privatauto auf die neue S-Linie 8 zur AUDI AG eingerichtet werden sollte.


    Leider ist dieses meines Erachtens äußerst sinnvolle Vorhaben scheinbar wieder in der Schublade verschwunden...

  • Und wieder wird wohl alles am Takt scheitern. Auch nach der Erweiterung der S8 fahren doch immernoch sehr wenige Busse. Selbst wenn sie im 30-Minuten-Takt fahren würden, würde ich das für die Fahrt zu einem P+R-Parkplatz noch nicht als attraktiv bezeichnen.

  • Aus eigener Erfahrung weiß ich jetzt, dass der Umstieg PKW/Bus nach jetzigen Bedingungen äußerst unattraktiv ist.
    Um wirklich viele Pendler mit der S8 abgreifen zu können, müsste sie ab Stammham/Appertshofen fahren (warum tut sie das eigentlich nicht??) und das im 10 min Takt (auch insbesondere bei Wechselschicht).
    Das lässt sich wiederum nicht realisieren, sodass ein Umstieg bzw. ein Attraktivitätssteigerung nicht erreicht werden.

  • Hm was genau ist daran unattraktiv? Beim Umstieg PKW/ÖPNV fährt man mit dem Auto zur nächsten Haltestelle der gewünschten Bus- oder Bahnlinie, stellt dort sein Auto ab und steigt in den Bus oder die Bahn, und beim Rückweg das ganze umgekehrt. Ist für jeden, der 1. eine Armbanduhr und 2. die Überzeugung besitzt, den Ingolstädter Verkehr und die Umwelt nicht unnötig zu belasten, eigentlich relativ problemlos machbar.
    Daneben: Gemäß der aktuellen INVG-Situationsanalyse 2015 fahren mit der S8 pro Fahrt im Schnitt 12 Fahrgäste, das ist zwar für eine relativ neu erweiterte Audi-Linie ganz okay, liegt aber z B schlechter als bei Linien wie 55, 65, 85. Ich weiß nicht ob eine Erweiterung oder Takt-Aufstockung da wirklich so weit oben auf der Agenda steht...
    Wirtschaftlich tragbarer wäre da auf lange Sicht z B eine bessere Verknüpfung mit der Linie 9226, die von Stammham und weiter draußen Leute reinbringt, die dann in Hepberg, Römerstraße oder Lenting, Hofmark Richtung Audi umsteigen können in die S8. Machen sicher auch ein paar mit, und ist deutlich günstiger, als wenn ich quasi jedem Fahrgast im Landkreis einen eigenen Bus vor die Tür stelle.

  • In Stammham weiß ich ist dem Gemeinderat eine Anbindung an die S8 angeboten worden - dieser hat sie jedoch abgelehnt, mit der Begründung daß auch die Linie 9226 außer im Schülerverkehr schwach ausgelastet ist und deswegen nicht noch mehr Defizit verursacht werden soll.
    Meine Meinung dazu ist allerdings eine andere - zumindest für ein Jahr hätte die Anbindung an die Audi-Linie probeweise versucht werden sollen. Ich hätte mir schon vorstellen können, dass einige die S8 genutzt hätten. Und die S8 mit der 9226 zu vergleichen ist auch problematisch, denn hier hat man zwei ganz unterschiedliche Fahrgast-Klientels!


    Was dringend nötig wäre, ist ein Pendlerparkplatz in Hepberg nahe der Autobahnausfahrt. Mit Shuttleverkehr (10-minütiger Takt zu den Stoßzeiten) über die Umgehungsstraße direkt zum Audi-Werk mit Bedienung Lackiererei, TE, dann ins Werk hinein (um die Staus an der Ettinger Straße zu umgehen) wie die Linie X12 auch.
    Eine solche Anbindung würde eine enorme Vielzahl von Mitarbeitern aus dem gesamten Norden, die durch Hepberg fahren (entweder von der Landstraße aus Stammham oder Altmannstein kommend, oder von Beilngries, Greding, Denkendorf etc. von der Autobahn kommend, oder aus Richtung Kösching kommend über die neue Umgehung) dazu bringen, am Pendlerparklatz das Auto stehen zu lassen und den Rest ins Werk mit einem Shuttleverkehr fahren um staufrei anzukommen!


    Warum das bis heute entgegen mancher Meldungen in der Vergangenheit nie passiert ist, ist mir ein absolutes Rätsel!!

  • Zitat

    Hm was genau ist daran unattraktiv? Beim Umstieg PKW/ÖPNV fährt man mit dem Auto zur nächsten Haltestelle der gewünschten Bus- oder Bahnlinie, stellt dort sein Auto ab und steigt in den Bus oder die Bahn, und beim Rückweg das ganze umgekehrt. Ist für jeden, der 1. eine Armbanduhr und 2. die Überzeugung besitzt, den Ingolstädter Verkehr und die Umwelt nicht unnötig zu belasten, eigentlich relativ problemlos machbar.


    Wenn ich keine Gleitzeit habe und dann eine HALBE Stunde vor der Busabfahrt am Bus stehe, der dann auch noch länger braucht als das Auto im Stau, und ich dann noch ins Auto umsteigen muss, fahre ich gleich mit dem Auto und bin 30 bis 45 Minuten früher daheim bzw. muss später losfahren. Attraktiv ist sowas nur, wenn ich direkt an der Linie wohne, Gleitzeit habe oder ohnehin eine Fahrkarte habe. (Das bezieht sich jetzt auf die Schichtfahrten, die ja doch den meisten Verkehr verursachen)


    Zitat

    Daneben: Gemäß der aktuellen INVG-Situationsanalyse 2015 fahren mit der S8 pro Fahrt im Schnitt 12 Fahrgäste, das ist zwar für eine relativ neu erweiterte Audi-Linie ganz okay, liegt aber z B schlechter als bei Linien wie 55, 65, 85. Ich weiß nicht ob eine Erweiterung oder Takt-Aufstockung da wirklich so weit oben auf der Agenda steht...


    Das kann ich schlecht vergleichen. Die genannten Linien sind zu 98 % vom Schülerverkehr geprägt und da die Schule generell um 08:00 Uhr anfängt, kann ich ganz andere Dimensionen im Bus aggregieren. 12 Fahrgäste entspricht der durchschnittlichen Auslastung eines Busses in Deutschland. Also liegt die Linie mit seinem doch begrentzen Angebot ganz gut!


    Zitat

    Wirtschaftlich tragbarer wäre da auf lange Sicht z B eine bessere Verknüpfung mit der Linie 9226, die von Stammham und weiter draußen Leute reinbringt, die dann in Hepberg, Römerstraße oder Lenting, Hofmark Richtung Audi umsteigen können in die S8. Machen sicher auch ein paar mit, und ist deutlich günstiger, als wenn ich quasi jedem Fahrgast im Landkreis einen eigenen Bus vor die Tür stelle.


    Du weißt, dass Ingolstädter nicht gerne umsteigen! Eine Verknüpfung wäre auch aufgrund der Umleitungsstrecke der A 9 sehr unzuverlässig. Außerdem ist hinter Stammham ÖPNV-technisch tote Hose. Ohne eine Integration von Denkendorf und Co. und der mangelnden Kooperation zwischen INVG und RBA im Hinblick auf Anschlusssicherung brauchen wir nicht weiter zu diskutieren.


    Zitat

    In Stammham weiß ich ist dem Gemeinderat eine Anbindung an die S8 angeboten worden - dieser hat sie jedoch abgelehnt, mit der Begründung daß auch die Linie 9226 außer im Schülerverkehr schwach ausgelastet ist und deswegen nicht noch mehr Defizit verursacht werden soll.
    Meine Meinung dazu ist allerdings eine andere - zumindest für ein Jahr hätte die Anbindung an die Audi-Linie probeweise versucht werden sollen. Ich hätte mir schon vorstellen können, dass einige die S8 genutzt hätten. Und die S8 mit der 9226 zu vergleichen ist auch problematisch, denn hier hat man zwei ganz unterschiedliche Fahrgast-Klientels!


    Das ist interessant, das wusste ich nicht. Was ich aber nicht verstehe ist, warum die Anbindung der S5 von Großmehring von der Stadt Ingolstadt getragen wird? Das lässt mich doch darauf schließen, dass die S-Linien komplett von der INVG bzw. Stadt Ingolstadt finanziert werden. Irgendwo ist doch da ein Widerspruch enthalten?
    Grundsätzlich ist aber der Gemeinderat Stammham in der Angelegenheit sehr offen und hat auch in den letzten Jahren mehr Fahrten finanziert. Die Probephase habe diese Fahrten auch alle positv überstanden.


    Zitat

    Was dringend nötig wäre, ist ein Pendlerparkplatz in Hepberg nahe der Autobahnausfahrt. Mit Shuttleverkehr (10-minütiger Takt zu den Stoßzeiten) über die Umgehungsstraße direkt zum Audi-Werk mit Bedienung Lackiererei, TE, dann ins Werk hinein (um die Staus an der Ettinger Straße zu umgehen) wie die Linie X12 auch.
    Eine solche Anbindung würde eine enorme Vielzahl von Mitarbeitern aus dem gesamten Norden, die durch Hepberg fahren (entweder von der Landstraße aus Stammham oder Altmannstein kommend, oder von Beilngries, Greding, Denkendorf etc. von der Autobahn kommend, oder aus Richtung Kösching kommend über die neue Umgehung) dazu bringen, am Pendlerparklatz das Auto stehen zu lassen und den Rest ins Werk mit einem Shuttleverkehr fahren um staufrei anzukommen!


    Für 2016 wird ein weiteres großes Maßnahmenbündel durch Audi und die INVG geplant. Inklusive von Werksdurchfahrten der S-Linien aus dem Norden. In Verbindung mit einem attraktiven Takt und weiteren Maßnahmen wäre der Bus in zeitlicher Hinsicht unschlagbar.
    Hoffentlich tut sich etwas in de Hinsicht! Es würden alle davon profitieren.

  • Eine halbe Stunde Wartezeit kann natürlich lang werden, auch wenns sicher Möglichkeiten der Überbrückung gibt (langsamer rausgehen, Smartphone, Zigarette, Kaffee...). Aber ungewöhnlich ist das nicht, zum Vergleich die Schichtarbeiter: Schichtwechsel um 14 Uhr oder 14.15, Abfahrt der Schichtbusse 14.48 Uhr. Oder Schüler: Einige Buslinien fahren mittags am ZOB erst um 13.25/13.30 Uhr ab, obwohl das Schulende bei den meisten Schulen bereits um 13 Uhr oder sogar davor war.
    Wir kommen hier schön langsam vom Thema "Verknüpfung der Verkehrsmittel" ab, aber eine Sache möchte ich so dann doch nicht unkommentiert stehen lassen:
    Die Behauptung, die genannten Linien 55,65 und 85 seien "zu 98% vom Schülerverkehr geprägt" und deswegen hinsichtlich ihrer Auslastung nicht mit den S-Linien vergleichbar, ist nicht korrekt, und zwar gleich in zweierlei Hinsicht. Die Zahl "98%"- geschenkt, man wählt halt manchmal die Übertreibung, wenn man seine Meinung ausdrücken will. Trotzdem:
    Erstens: Die Zahlen der INVG-Fahrgastanalyse basieren auf einer Erhebung SÄMTLICHER Fahrgäste, unabhängig von Alter oder Berufsgruppe. Deswegen ist es massiver Unfug, zu behaupten, die durchschnittlich 12 Fahrgäste der Linie S8 seien in irgendeiner Form mehr wert als die 15 Fahrgäste der Linie 85 und hätten deswegen eine bevorzugte Behandlung verdient. Eine geringere durchschnittliche Auslastung ist eine geringere durchschnittliche Auslastung und sonst nichts. Und ein Schüler, der nicht mit dem Bus fährt, sondern selbst motorisiert ist oder sich von den Eltern fahren lässt, verstopft die Straßen genauso wie ein Audianer, der keine eigene S-Linie bekommt, deswegen ist hier eine Unterscheidung gesamtstatistisch vollkommen irrelevant.
    Zweitens: Die Linien 55, 65 und 85 sind keine reinen Schülerlinien. Nur weil sie relativ wenig Fahrten haben und diese dann natürlich auch auf die Schulzeiten abgestimmt sind, sollte man daraus keinen Rückschluss über die Nutzergruppen ziehen. Unbestritten ist, dass bei diesen Linien der Löwenanteil der Fahrgastzahlen auf Schüler zurückzuführen ist, aber das dürfte bei der Mehrheit der INVG-Linien wohl so sein, und auch deutschlandweit. Ansonsten sind es aber Linien mit sehr gemischtem Publikum.
    Einen Sonderfall nimmt hier die Linie 55 ein, die für Böhmfeld, aber auch für Lippertshofen, Gaimersheim-Nord und Etting eine sehr schnelle weil ohne jegliche Schnörkel auskommende Verbindung zu Audi und in die Innenstadt darstellt und dementsprechend von vielen Berufstätigen (Audi, aber auch Stadtverwaltung, Polizei etc) genutzt wird. Allein bei der Fahrt um 6 Uhr morgens steigen bei Audi immer 20,25 Leute aus. Ein anderes Bild kann man natürlich bekommen wenn man einen 55er mittags um eins am ZOB stehen sieht und da fast nur Schüler einsteigen, aber wenn ich diesen Ausschnitt aus der Realität zur Meinungsbildung auswähle, dann könnte man auch behaupten, der 10er sei eine reine Schülerlinie, da steigen um die Zeit auch fast nur Schüler zu.
    Etwas anders verhält es sich bei den Linien 65 und 85, dort ist der Anteil an Berufstätigen gemäß Linienverlauf sicherlich etwas geringer. Aber beides sind Linien, die auch über das INVG-Gebiet hinausgehen, und dort sinkt der Anteil Schüler nach Ingolstadt naturgemäß. Die schülerzentrierte Bedeutung wie vor 10,15 Jahren haben diese Linien heute sicher nicht mehr, eher geht es hier um Mindestbedienung des ländlichen Raumes, die natürlich auch über einen gewissen, hohen Schüleranteil verfügt, aber das macht sie nicht statistisch vernachlässigbar.