Fortschritte im Schneckentempo

    • Offizieller Beitrag

    Ingolstadt (DK) Schneckentempo wäre vielleicht doch etwas zu krass ausgedrückt, aber die INVG arbeitet sich nur ganz langsam an ihre früheren Fahrgastzahlen heran. Laut aktueller Kundenzählung vom März 2010 verbucht die Ingolstädter Verkehrsgesellschaft ein leichtes Plus von 0,4 Prozent.




    Bild: Dreh- und Angelpunkt des Nahverkehrs: Rathausplatz und Schutterstraße zählen zu den INVG-Haltestellen mit den meisten Fahrgästen. Insgesamt verzeichnet die Verkehrsgesellschaft einen kleinen Zuwachs. - Foto: Rössle



    Die gestern im Aufsichtsrat präsentierten Werte stammen wie gewohnt vom Münchner Ingenieurbüro Gevas. Die Zähler haben festgestellt, dass derzeit pro Werktag rund 49 500 Kunden in die Busse des öffentlichen Nahverkehrs einsteigen. Das ist zwar ein kleiner Zuwachs gegenüber dem vergangenen Jahr, aber bei weitem noch nicht das Niveau aus der Zeit vor den großen Spar-Runden. So zählte die INVG im Jahr 2000 noch 55 000 Fahrgäste täglich. Danach führten Einschnitte im Fahrplanangebot zu deutlichen Verlusten. Berücksichtigt man, dass die Bevölkerung in Ingolstadt kontinuierlich wächst, dann sind die derzeitigen Zahlen nicht unbedingt berauschend.

    Die neue Situationsanalyse zeigt, dass die INVG im Stadtgebiet Ingolstadt 0,7 Prozent zulegen konnte, während in den Umlandgemeinden ein Rückgang von zwei Prozent zu verzeichnen ist. Geschäftsführer Robert Frank suchte nach Erklärungen für die Entwicklung im Nahverkehr. Er erinnerte an die Fahrpreiserhöhung im September 2009, aber auch an Verbesserungen des Angebotes zum Fahrplanwechsel im Dezember. So ist jetzt zum Beispiel die Technische Entwicklung von Audi endlich an das Liniennetz angeschlossen.
    Die Wirtschaftskrise, vermutet der INVG-Chef, habe wohl auch im Nahverkehr für eine "gedämpfte Nachfrage" gesorgt. Ähnliche Erfahrungen hätten andere Verkehrsgesellschaften gemacht. Welche Konsequenzen Frank aus der Kundenanalyse für den nächsten Fahrplan ziehen will, ließ er offen. Darüber soll im Juli der Aufsichtsrat diskutieren.



    Thomas Thöne (SPD) sieht in den Fahrgastzahlen keinen Grund zum Jubeln. "Der öffentliche Nahverkehr hat politisch noch nicht den Stellenwert, den wir uns wünschen", sagte er und kündigte er Initiativen an, "weitere Attraktivität reinzubringen." Franz Hofmaier (ÖDP) freute sich als Audianer darüber, dass die TE "erstmals mit dabei" ist und für den Anfang ganz gute Werte erreicht hat. "Da draußen ist noch mehr Potenzial", glaubt der Stadtrat. "Das kann man aber auch anders sehen", gab OB Alfred Lehmann zurück, "da arbeiten tausende von Leuten, und 50 steigen in den Bus." Ganz so schlecht war die Bilanz an der TE auch wieder nicht. Die Statistik nennt 109 Einsteiger täglich, die sich für den Nahverkehrsbus entschieden.


    Hans Stachel (FW) schoss sich auf den INVG-Kurs in Gerolfing ein, wo die Schule im Stundentakt angefahren wird, aber die Schleife zum Handwerkerhof wegfällt. Der FW-Mann war offenbar von einer Anwohnerin mit detaillierten Beobachtungen und sogar Fotos gefüttert worden, die er im Aufsichtsrat herumgehen ließ. Tenor: Viele Busse fahren leer durch die Gegend, und wenn sie sich begegnen, müssen sie auch noch auf den Gehsteig ausweichen. "Wenn man merkt", sagte Stachel, "dass etwas nicht funktioniert, sollte man es so schnell wie möglich ändern." Unnötige Leerfahrten könnten in Gerolfing problemlos gestrichen werden. Zum Einwand von INVG-Chef Frank, im Nahverkehr müsse man wie beim Mikado beachten, dass alles von einander abhinge, fiel Stachel das Beamtenmikado ein ("Wer sich bewegt, hat verloren"). Er verzichtete aber darauf, den Begriff weiter zu vertiefen.



    Von Reimund Herbst


    Quelle: http://www.donaukurier.de/loka…eckentempo;art599,2279557