Stadtlinie in Not

    • Offizieller Beitrag

    Eichstätt (EK) Das Vorzeigeprojekt in Sachen Öffentlicher Personennahverkehr scheint zunehmend Dellen zu bekommen: Die Fahrgastzahlen bei der Eichstätter Stadtlinie gehen kontinuierlich zurück. Krisenstimmung herrscht zwar noch nicht, aber die Verantwortlichen sind alarmiert.

    [TABLE='width: 0']

    [tr]


    [td][/td]


    [/tr]


    [/TABLE]




    Für die Eichstätter ist die Stadtlinie seit über 20 Jahren ein sehr geschätztes Verkehrsmittel. Allerdings steigen immer weniger Menschen in den Bus. Grund genug für die Verantwortlichen, die Zahlen demnächst auf den Prüfstand zu stellen - Foto: kno



    Wie in unserer Freitagausgabe bereits berichtet, kam das Thema unvermutet in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses auf den Tisch. Anlass war ein SPD-Antrag zur Semmeltaste und in diesem Zusammenhang der Blick auf die Parkraumbewirtschaftung in Eichstätt, die im April 2012 neu geordnet worden war. Die damit verbundene Einführung der kommunalen Verkehrsüberwachung wirkt sich offensichtlich auch auf die Stadtlinie aus. Seitdem die Kontrolleure in der Innenstadt unterwegs sind und Strafzettel an Falschparker verteilen, ist die Fluktuation deutlich höher.
    Oder: „Des einen Freud, des anderen Leid“, wie es Stadtbaumeister Manfred Janner knapp formulierte. Die Aussicht, nun „fast immer“ im Zentrum einen Parkplatz zu bekommen, wie es weiter hieß, verleite wohl immer mehr Bürger dazu, das Auto zu nutzen und den Stadtbus links liegen zu lassen. Bürgermeister Max Pfuhler (SPD) sah sich daher zu einer eindringlichen Warnung veranlasst: „Je mehr innenstadtnahe Parkplätze wir schaffen, umso tiefer schaufeln wir das Grab für die Stadtlinie.“



    Ganz so martialisch wollte es Stadtwerkeleiter Wolfgang Brandl zwar nicht sehen, doch sei die Entwicklung der vergangenen Jahre durchaus „ein Fingerzeig“. Demnach sinken die Fahrgastzahlen fast kontinuierlich. Seit Einführung der Stadtlinie 1992 beträgt die Anzahl der beförderten Nutzer im Durchschnitt 625 000 pro Jahr. 1998 wurde mit über 720 000 Fahrgästen der Spitzenwert erreicht. Seit 2007 allerdings pendelte sich der Schnitt auf rund 575 000 Nutzer jährlich ein. Den Grund hierfür sieht Brandl im Abbruch des BayWa-Lagerhauses auf dem ehemaligen Eisenbahngelände (jetzt Spitalstadt) und der damit verbundenen Errichtung von etlichen kostenlosen Parkplätzen dort. Ein weiterer Einschnitt sei die Einführung der schon angesprochenen kommunalen Verkehrsüberwachung gewesen: Seitdem gehen die Zahlen nochmals runter. Heuer, so Brandl „mit Sorgenfalten“, sei mit rund 540 000 Stadtbusnutzern ein neuer Tiefpunkt zu erwarten. Das habe natürlich Auswirkungen aufs Defizit, das jährlich um die 700 000 Euro beträgt. Der Kostendeckung liege bei etwa 30 Prozent.



    Der Hauptausschuss war sich darin einig, das Thema in naher Zukunft gesondert zu behandeln und die Zahlen auf den Prüfstand zu stellen. Rudi Engelhard (CSU) forderte, die Stadtlinie mehr den Bedürfnissen der Bürger anzupassen. Zudem plädierte er für eine Verlängerung der Fahrtzeiten in die Abendstunden, was speziell den Studenten zugutekäme, die teilweise bis 22 Uhr an der Uni seien. Dem hielt Wolfgang Brandl eine aktuelle Umfrage entgegen, wonach nur ein sehr geringer Zuspruch am Abend zu erwarten sei. „Außerdem sprechen wir dann von einem zusätzlichen Defizit im höheren sechsstelligen Bereich.“

    Von Jürgen Knopp