Ein Knöllchen für den Nikolaus

    • Offizieller Beitrag

    Eichstätt (EK) Mit Schwarzfahrern auf der Eichstätter Stadtlinie kennt Heike Spörl kein Pardon. Auch nicht, wenn sie ein rotes Gewand, einen Krummstab und eine Bischofsmütze tragen und angeben, der Heilige Nikolaus zu sein. Die Kontrolleurin stellt unverdrossen ein Knöllchen über 40 Euro aus und überreicht es dem verblüfften Heiligen.

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    Kein Pardon mit Schwarzfahrern kennt Heike Spörl – und wenn es zehnmal der Krampus ist.
    Doch rasch haben sich Josef Schmidramsl als Nikolaus und Arnulf Neumeyer als Krampus wieder gefangen.Stadtwerkechef Wolfgang Brandl und sein Mitarbeiter Hans-Martin Trudel zwinkern sich zu und grinsen. Sie haben die Kontrolleurin am Samstag genau für diese Tour bestellt. Sie wussten: Nikolaus und sein treuer Helfer Krampus würden für ihre traditionelle Nikolausfahrt just diesen Bus besteigen. Und weil über diese Fahrt ein Hauch Abschied schwebt und sie deshalb etwas Besonderes ist, haben Brandl, Trudel und Spörl diesen Scherz ausgeheckt.
    Seit etwa 16 Jahren – über den genauen Zeitpunkt herrscht Uneinigkeit zwischen den Hauptakteuren – fahren Schmidramsl und OB Arnulf Neumeyer so um den 6. Dezember herum mit dem Stadtbus mit und beschenken die Fahrgäste – heuer zum letzten Mal. Jedenfalls zum letzten Mal mit Neumeyer als amtierenden Oberbürgermeister.
    Von Wehmut ist freilich wenig zu spüren. „Von Anfang an weiß man, es gibt ein Ende“, bemerkt Neumeyer lakonisch. Sicher, jetzt sei die Zeit, wo man registriere, dass man bestimmte Dinge als OB ein letztes Mal tut, sinniert Neumeyer, streift die Fellweste über und setzt sich die weiße Pelzkappe auf. Als Krampus blickt er wieder auf: „Auf der anderen Seite freue ich mich, wenn’s vorbei ist.“ Dann schwingt er sich einen Sack über die Schulter und verlässt in Begleitung von Schmidramsl, Brandl und Trudel das Rathaus.



    Schon an der Bushaltestelle werden Nikolaus und Krampus mit großem Hallo begrüßt und beide greifen tief in den Rupfensack, holen Schokolade, Nüsse und Orangen hervor und verteilen sie. „Weil Sie mit der Stadtlinie fahren“, hält der Nikolaus einer älteren Damen eine Orange hin. Die mustert die weißbärtige Gestalt genau. „Sie san aber ned der Schmidramsl“, schüttelt sie den Kopf. „Doch, doch“, versichert der.



    Früher, in den ersten Jahren, war die Identität des Gespanns einer breiten Öffentlichkeit unbekannt und jeder wunderte sich, wenn der Nikolaus Details aus seinem Leben wusste, mit dem dezenten Hinweis: „Der Nikolaus weiß alles“. Jetzt sind die beiden bekannt wie der sprichwörtliche „bunte Hund“ .
    Aber vielleicht ist er dieses Mal wirklich besonders gut verkleidet, denkt sich Schmidramsl nach seiner Begegnung mit der älteren Dame und legt es darauf an. „Kennst Du mich denn“, spricht er mit tiefer Stimme einen Jugendlichen an, der gerade zusteigt. „Ja, freilich, Herr Schmidramsl“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Ich bin doch der Heilige Nikolaus“, gibt sich der Bürgermeister empört. Ein Geschenk gibt es für den Jungen trotzdem.



    Mit strenger Miene betritt Heike Spörl den Bus. Sie kontrolliert zwei Mal pro Woche für je fünf Stunden den Bus. Wo der Fahrausweis sei, will sie vom Nikolaus wissen. Den kann er nicht vorweisen. Name, Vorname, Adresse? „Drauß vom Walde“, füllt Spörl diese Rubrik aus und übergibt den Strafzettel dem Nikolaus. Dabei hat der Krampus noch versucht, sie mit Süßigkeiten zu bestechen. Nutzt ihm gar nichts. Auch er bekommt eine Zahlungsaufforderung in die Hand gedrückt.



    In Landershofen gibt es einen Zwischenstopp – erstmals in der Geschichte der Nikolausfahrten. An der Haltestelle warten Wiener und Weißwürste, Brezen und Glühwein auf den „Bischof von Myra“ und seine Helfer. „Das hat sich der OB im vorigen Jahr gewünscht“, verrät Brandl. Die Pflichten werden auch hier nicht vernachlässigt. Ein Bub, der neugierig nach dem Rechten schaut, bekommt sein Päckchen.
    Gestärkt steigen alle wieder in den Bus und das Verteilen von Geschenken und Scherzworten geht weiter. „Das macht mir nach all den Jahren immer noch Spaß“, bekennt ein aufgeräumter OB. Und dann ist die Haltestelle am Marktplatz erreicht, die letzten Nüsse finden ihre Abnehmer. Neumeyer und Schmidramsl stehen in den Räumen des OB im Rathaus und verstauen ihre Gewänder. Das war’s dann. Oder doch nicht? „Ich mach’ schon noch weiter als Nikolaus“, verkündet Schmidramsl. „Und ich hoffe, mein alter Krampus begleitet mich auch nächstes Jahr wieder.“
    „Schau mer mal“, lässt sich der gewiefte Politiker Neumeyer alle Möglichkeiten offen. Dann strahlt ein Lächeln über sein Gesicht: „Eine Gaudi war’s heut’ schon.“
    Von Josef Bartenschlager


    Quelle: http://www.donaukurier.de/loka…n-Nikolaus;art575,2521032